PARKANLAGEN KLEIN-GLIENICKE
Mitten im 1990 zum UNESCO-Kulturerbe erklärten Gebiet der „Schlösser und Gärten von Potsdam und Berlin“ liegt Glienicke. Zu den Parkanlagen von etwa 150 Hektar Fläche an der Glienicker Lake über die Erhebungen entlang des Havelufers gehören der Jagdschlosspark, der Pleasureground und Landschaftspark, der Böttcherberg sowie der Waldpark Nikolskoe. Einzigartig sind die Sichtbeziehungen über die Havelseen auf Potsdam und gegenüberliegende historische Gärten sowie die künstlerische Ausformung des bewegten Geländes.
1682 ließ der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm am Havelübergang ein Jagdschloss erbauen und einen barocken Garten anlegen, die schon nach 1713 zu einem Lazarett und Nutzgarten umgewandelt wurden. Der Aufseher des Lazarettes, Dr. Mirow, erwarb Mitte des 17. Jahrhunderts das angrenzende Gelände und richtete mit einem Baumgarten, einer Ziegelei und einem stattlichen Landhaus einen Gutsbetrieb ein. 1796 kaufte Graf Lindenau das Gut, ließ ein Orangeriegewächshaus errichten, einen kleinen landschaftlichen Garten am Herrenhaus und Obstterrassen zur Havel hin anlegen, die Ackerflächen durch Alleen aufwerten und eine Waldpartie pflanzen.
Staatskanzler Graf Hardenberg erwarb 1814 Klein-Glienicke. In seinem Auftrag gestaltete Peter Joseph Lenné 1816 mit einer Grundstücksarrondierung das Gelände zwischen Herrenhaus und Glienicker Brücke in einen lebhaft modellierten Pleasureground mit hinab- und hinaufführenden Spazierwegen, ineinandergreifenden kleinteiligen Gartenräumen mit dichten und lockeren Gehölzpflanzungen und weiten Aussichten auf die umgebenen Havelseen, den gegenüber liegenden Babelsberg und die Stadt Potsdam.
Nach dem Erwerb des Gutes 1824 durch Prinz Carl wurde die gesamte Gutsanlage nach Lennés Planungen in einen Landschaftspark gestaltet. Zeitgleich begann der Umbau des frühklassizistischen Herrenhauses durch Karl Friedrich Schinkel in eine italienisierende Villa, die mit dem Kavalierflügel und römischen Pergolen einen Blumenhof zum Pleasureground einfasst und über den vorgelagerten Schlosssee und eine große Wiese den Blick in die Weite des Parks führt. Im Pleasureground selbst wurde 1824 von Schinkel das ehemalige Billardhaus am hohen Ufer der Havel zu einem Casino mit seitlichen Pergolen umgebaut. 1825 folgte die Veränderung eines Antentempels an der Potsdam-Berliner Chaussee in die Kleine Neugierde.
Blick auf Schloss Glienicke und Potsdam, Carl Daniel Freydanck, 1838 © SPSG, KPM-Archiv Land Berlin
Unmittelbar an der Glienicker Brücke entstand 1835-1837 die Große Neugierde und 1840 an Stelle des abgebrochenen Orangeriegewächshauses das Stibadium als erhöhter, überdachter Sitzplatz mit der 1828 von Christian Gottlob Cantian aus einem Stück gefertigten Granitschale. Der Komplex des 1838/1839 nach Entwürfen von Ludwig Persius errichteten Gewächshauses mit der Orangerie und dem 1850/1858 erbauten Klosterhof von Ferdinand von Arnim fasst den Pleasureground nach Nordwesten. Der Landschaftspark erschließt sich durch einen breiten Fahrweg (Drive) und schmaleren Wegen, die besonders vom Hochufer über die Havel Blicke auf den Pfingstberg und den Neuen Garten, die gegenüberliegende Heilandskirche am Park Sacrow und zum Schloss auf der Pfaueninsel freigeben. Schon 1828 wurde von Schinkel der Jägerhof im Tudorstil errichtet, 1836 von Persius das ehemalige Ziegelmeisterhaus zum Hofgärtner- und Dampfmaschinenhaus mit Turm und Pergola umgebaut. Die Besonderheit des Parks liegt in seinem starken Relief, welches Prinz Carl durch die Drapierung von Findlingen und künstlichen Felsen, mit kleinen Rinnsalen und Bachläufen sowie künstlichen ausgeformten Erosionsschluchten steigern ließ. Schon 1837 wurde von Persius über einem künstlichen Wasserfall die Teufelsbrücke in Szene gesetzt. 1841 konnte der Park um die doppelte Fläche bis zum Forsthaus Moorlake und dem Nikolskoer Weg ausgedehnt werden. Nach 1851 wurde das Gelände des Böttcherberges landschaftlich gestaltet und 1869 mit der Loggia Alexandra als Aussichtspunkt auf Babelsberg und Potsdam betont.
1859 erwarb Prinz Carl auch das Jagdschloss mit dem umgebenen Gelände und ließ es durch v. Armin für seinen Sohn Prinz Friedrich Carl bis 1862 umbauen und den Garten landschaftlich anlegen, der sich besonders zum Tiefen See nach Potsdam und zum Plesureground öffnet. Für Prinz Friedrich Leopold baute Albert Geyer das Schloss in Neorenaissanceformen um.
Die Stadt Berlin erwarb 1934 das gesamte Parkareal, baute 1950 das Schloss und 1963 das Jagdschloss um. Neben Sicherungsarbeiten ab 1979 erfolgte Anfang der 1980er Jahre die vorbildliche gartendenkmalpflegerische Restaurierung des Pleasuregroundes. Seit 2002 werden weitere Partien der Gartenanlagen wiederhergestellt, um die Beziehungen untereinander herauszuarbeiten.